„Braunschweig leuchtet“: Lichtparcours 2010 verschönt den Sommer

Arend Zwicker: "8,33 %" im Kiryat Tivon-Teich

Vom 19. Juni bis zum 30. September 2010 können Braunschweigs Einwohner/innen und ihre auswärtigen Gäste rund um die Oker eine besondere Attraktion erleben: den Lichtparcours 2010. Sieben zeitgenössische Künstler/innen (Thomas Bartels, Rainer Gottemeier, Jeppe Hein, Jan Köchermann, Susanne Rottenbacher, Christiane Stegat und Arend Zwicker) haben in unserer Stadt beeindruckende temporäre Lichtinstallationen realisiert. Ergänzt werden ihre Werke von Yvonne Goulbiers „Evokation in Rot“ und Fabrizio Plessis „Bogen der Erinnerung“, die bereits seit 2008 dauerhaft hier zu sehen sind. Der Lichtparcours 2010 kann zu Fuß, mit dem Fahrrad, auf dem „Segway“ (Selbstbalanceroller) oder per Boot erkundet werden.

In einer Pressemitteilung der Stadt Braunschweig vom 19. März 2010 wurden die „Sieben Lichtkunstwerke entlang der Oker“ der interessierten Öffentlichkeit erstmals folgendermaßen im Detail vorgestellt:

1. „1000 Blumen“ von Thomas Bartels (geboren 1960 in Göttingen, lebt und arbeitet in Braunschweig):

„Die Installation „1000 Blumen“ besteht aus drei modifizierten Betonmischmaschinen. Unter der Wasseroberfläche verborgene Schwimmkörper lassen sie scheinbar schwerelos auf dem Wasser schweben. In ihren Trommeln sind lichtstarke Scheinwerfer montiert, außerdem Spiegel, ein Linsensystem und eine Handvoll farbiger Glasstücke in einem transparenten Behälter. Bei einbrechender Dunkelheit beginnen die Trommeln sich zu drehen. Die Scheinwerfer leuchten auf, Glasstücke werden durcheinander gemischt. Spiegel brechen dieses Bild in vielfältige Facetten, Linsen projizieren es auf die umstehenden Bäume. Es scheint, als erblühten an den Ufern der Oker zahllose Blumen. Das Prinzip des Kaleidoskops wird umgedreht: Die Trommeln, deren ursprüngliche Aufgabe es war, aus Sand und Kies Zement – also etwas Solides – zu mischen, lassen hier bunte Scherben durcheinanderpurzeln und erschaffen etwas Luftiges.“

Rainer Gottemeier: "Braunschweiger Gipfel" im Portikusteich2. „Braunschweiger Gipfel“ von Rainer Gottemeier (geboren 1949 in Berlin, lebt und arbeitet in Potsdam):

„Die Lichtinstallation „Braunschweiger Gipfel“ visualisiert die Braunschweiger Stadtkarte im Wasserspiegel des Portikusteiches. Weiße Kugelfender und blitzende Signallichter markieren Straßenkreuzungen und Wegegabelungen. Pulsierende Neonstabbojen bezeichnen die Lage der Okerumflutbrücken. Seerosenähnliche Leuchttonnen verkörpern die Lage spezieller Architekturen in der Stadt. Die Kirchenbauten sind mit leuchtenden Kreuzen gekennzeichnet. Die einzelnen Punkte sind als „Gipfel“, die Strecken dazwischen als „Wege“ zu verstehen. Am Portikus wird Wilhelm Raabes Ausspruch „Sieh nach den Sternen, gib Acht auf die Gassen!“ als Leuchtschrift installiert. Die Stadtlandschaft Braunschweig wird buchstäblich in ein neues Licht gerückt.“

3. „Appearing Rooms“ von Jeppe Hein (geboren 1974 in Kopenhagen, lebt und arbeitet in Kopenhagen und Berlin):

„“Appearing Rooms“ ist ein programmierter Wasserpavillon, dessen labyrinthische Struktur aus vier äußeren Wasserwänden besteht. Im Inneren sind sie durch vier weitere Wasserwände in mehrere kleinere Räume unterteilt. Die individuellen Wasserwände steigen und fallen, öffnen und schließen sich in einem Intervall von zehn Sekunden, unterschiedliche Konfigurationen des Raumes beschreibend, bevor sie erneut Form und Erscheinungsbild verändern. Besucher können den Wasserpavillon betreten und sich innerhalb der Struktur von Raum zu Raum bewegen. Dabei finden sie sich in immer wieder neuen Innenräumen, aber auch plötzlich außerhalb des Wasserpavillons wieder, ohne diesen Prozess selbst kontrollieren zu können. Im Bürgerpark platziert, lädt der Wasserpavillon Passanten zu einem erfrischenden Spektakel ein.“

Jan Köchermann: "Siedlungen" über der Oker im Bürgerpark4. „Siedlungen“ von Jan Köchermann (geboren 1967 in Lüdenscheid, lebt und arbeitet in Hamburg):

„Angenommen, man könnte Dingen die Schwerkraft entziehen, sind futuristische Stadtlandschaften am Himmel denkbar. „Siedlungen“ sind große, mit Häuserfassaden bedruckte Lampions, die unter einem Baum und einer Brücke hängen bzw. als Rohbau über dem Wasser schweben. Scheinbar von Sonnenlicht durchflutet, werfen diese Lichtskulpturen ihren Schein im Dunklen auf die Umgebung, während sie sich langsam im Wind bewegen. Sie bestehen aus Metallgerüsten, bezogen mit einer reißfesten PVC-Folie. Im Inneren der Lampions sind Neonleuchten montiert. Die Fassaden sind von Sozialbauten und Siedlungen rings um Braunschweig inspiriert.“

5. „farbring 450 D“ von Susanne Rottenbacher (geboren 1969 in Göttingen, lebt und arbeitet in Berlin):

„Die Farbe eines Gegenstandes ändert sich mit dem Licht, denn Helligkeit beeinflusst die Wahrnehmung. Die Skulptur „farbring 450d“, platziert auf einer Grünfläche an der Oker, veranschaulicht diesen Vorgang auf neue Weise: Ein transparenter Farbreifen, versehen mit pinkfarbenen Leuchtdioden, lässt das Licht je nach Helligkeit der Umgebung unterschiedlich in Erscheinung treten. Am Tage ist es kaum zu sehen, nachts funkeln zahllose pinkfarbene Lichter, die sich im Acrylglas des Ringes hundertfach spiegeln. Der Korpus des Ringes wird zum bühnenhaften Raum, der mit der Wahrnehmung spielt.“

6. „Spawn“ von Christiane Stegat (geboren 1963 in Münster, lebt und arbeitet in Köln):

„“Spawn“ besteht aus einer haufenförmigen Anordnung von Lichterketten, die am Ufer platziert sind. Die biomorphe Form der Lichtkugeln erinnert auf den ersten Blick an ein Gelege, Laich oder Schaum. Bei näherem Hinsehen tritt jedoch die Banalität der einzelnen Module in Erscheinung: Die Kugeln sind industriell gefertigte, von innen beleuchtete Massenartikel. Tagsüber kaltweiß, glatt und nutzlos, werden sie nachts zu warmen Leuchtkörpern. Die Künstlichkeit der Module verhindert allerdings die ungebrochene Simulation eines „natürlichen” – im Sinne von „biologischen“ – Phänomens.“

Arend Zwicker: "8,33 %" im Kiryat Tivon-Teich7. „8,33 %“ von Arend Zwicker (geboren 1958 in Karl-Marx-Stadt, lebt und arbeitet in Dresden):

„Eis ragt in Süßwasser zu 8,33 Prozent heraus. Ebenso wie das im Kiryat Tivon-Teich schwimmende Licht-Spiegelobjekt (ca. 10 mal 7 mal 6 Meter), das wie eine Mischung aus Eisberg und Bergkristall aussieht. Montiert auf einem Ponton-Modulsystem und mitten im See schwimmend verankert, dreht es sich im Wind langsam um die eigene Achse. Vier Flutlicht-Scheinwerfer setzen das Objekt abends verdeckt vom Ufer aus in Szene. Durch die sich sanft bewegenden Spiegelflächen ergeben sich unerwartete Reflexionen im Naturraum. Am Tage strahlt und blitzt die Installation weithin sichtbar gleißend in der Sonne und spiegelt sich im See.“

8. „Evokation in Rot“ (Dauerinstallation) von Yvonne Goulbier (geboren 1953 in Kaiserslautern, lebt und arbeitet in Hannover):

„Die Installation „Evokation in Rot“ von Yvonne Goulbier an der Jasperallee-Brücke, von der Stadt Braunschweig im Jahr 2006 beauftragt und im Jahr 2008 der Öffentlichkeit übergeben, bildete das Startprojekt der Stadt für eine Serie neuer Brücken-Illuminationen – künstlerische Interventionen, die anders als der temporär angelegte Lichtparcours dauerhaft bleiben. „Evokation in Rot“ ist eine zweiteilige Arbeit. Zum einen wird die Brückendurchfahrt durch 150 blütenförmige rote LED-Leuchten in eine magische Lichtzone verwandelt. Durch die zart-gelbe Beleuchtung der Brücken-Balustrade entsteht ein Übergang zur Straßensituation. Der zweite Teil der Arbeit, ein am rückwärtigen Gesims des Staatstheaters wandernder Lichtpunkt, symbolisiert das Fließen des Verkehrs über den Fluss, und ist gleichsam als Willkommensgruß und „Verfolger-Scheinwerfer“ des Staatstheaters zu begreifen. Bereits beim Lichtparcours 2000 hatte Yvonne Goulbier mit ihrer Installation „Rosen ohne Dornen“ an der Rosental-Brücke einen Höhepunkt des Parcours gestaltet.“

9. „Bogen der Erinnerung“ (Dauerinstallation) von Fabrizio Plessi (geboren 1940 in Reggio nell‘Emilia, lebt und arbeitet in Venedig):

„Der „Bogen der Erinnerung“ von Fabrizio Plessi ist im Rahmen des Lichtparcours 2000 mit Unterstützung der NORD/LB entstanden. Im Jahr 2008 wurde er reaktiviert. Die Videoinstallation befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Hauptverwaltungsgebäude der heutigen Braunschweigischen Landessparkasse. Plessi, der im gleichen Jahr den Kunstpreis der NORD/LB erhielt, rekonstruierte damit eine nicht mehr existierende Brücke aus dem Jahr 1844 am Alten Bahnhof, die die Innenstadt mit dem Kopfbahnhof verband. Bei der Version 2008 wurden zwei blaue LED-Lichtlinien im Inneren des Brückenkorpus‘ installiert. In Hightech-Ästhetik spannt sich ein Lichtbogen über den Fluss, der sich im Wasser spiegelt – Natur und Technik sowie die Geschichte der Stadt werden reflektiert. Plessis „Bogen der Erinnerung“ ist mit Yvonne Goulbiers Installation „Evokation in Rot“ an der Jasperallee-Brücke die zweite Oker-Querung, die mit einer dauerhaften Lichtinstallation versehen ist.“

Weitere Informationen sind im Internet u. a. zu finden:

Hinweis: Die hier verwendeten Fotos vom Braunschweiger Lichtparcours wurden am Eröffnungsabend (19.06.2010) von Kornelia Schulze aufgenommen und uns zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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