Eine erfreuliche Tatsache: Braunschweig ist eine von bundesweit neun Modellstädten, in denen derzeit massiv dafür geworben wird, bei kurzen Strecken vom Auto- auf das Radfahren und Zu-Fuß-Gehen umzusteigen. Die Imagekampagne „Kopf an: Motor aus“ wird von den GRÜNEN sehr begrüßt und unterstützt. Weniger erfreulich finden sie allerdings die Art und Weise, wie die Verwaltungsspitze das genannte Förderprogramm verkauft – siehe hierzu die Meldung „“Kopf an: Motor aus“ – Verwaltung verdreht die Tatsachen“ vom 30. April 2010. Wie üblich ließ die Reaktion des Oberbürgermeisters auf die Kritik der GRÜNEN nicht lange auf sich warten – nachzulesen in dem Kommentar „“Pedalritter“ sollten Praxistest machen“ von Marion Korth (Neue Braunschweiger vom 9. Mai 2010, Seite 3 – siehe NB-Ausgabenarchiv 2010). Doch die GRÜNEN – denen das Thema Radverkehr bekanntlich besonders am Herzen liegt – wollten sich auch diesmal den Schneid nicht abkaufen lassen und konterten mit einer erneuten Stellungnahme ihres Fraktionsvorsitzenden Holger Herlitschke:
„Gerne greifen wir GRÜNEN die Anregung von Frau Korth auf, die Fahrradfreundlichkeit unserer Stadt gemeinsam mit dem Oberbürgermeister einem Praxistest zu unterziehen. Wobei das zumindest für unsere Fraktionsmitglieder nichts Neues wäre: Anders als Herr Dr. Hoffmann erleben die meisten von uns nämlich tagtäglich, was es bedeutet, in Braunschweig mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Auch wenn sich in den letzten Jahren – vor allem dank des großen Engagements des ADFC – hier vor Ort einiges bewegt hat, bleibt immer noch eine ganze Menge zu tun. Mit der Bereitstellung von Geldern für den Ausbau und die Sanierung von Radwegen ist es nämlich bei weitem nicht getan.
Damit in Braunschweig der bislang relativ niedrige Anteil des Radverkehrs (ca. 15 %) am gesamten Verkehrsaufkommen deutlich wächst, müssen viele weitere Maßnahmen ergriffen werden. Insbesondere die städtische Verkehrsplanung sollte konsequent an den Bedürfnissen von Radfahrerinnen und Radfahrern ausgerichtet werden. Als Stichworte bzw. Instrumente seien genannt: die Ausweisung weiterer Fahrradstraßen und Schutzstreifen, mehr separate Aufstellflächen, zusätzliche Abstellanlagen; die Freigabe von Einbahnstraßen, Tempo 30 innerhalb der Okerumflut etc. pp. Last but not least muss es im Winter zukünftig eine bessere Räumung verschneiter und vereister Radwege durch die Stadt bzw. ALBA geben!
Städte wie Münster oder Freiburg machen vor, wie so etwas geht. Die von einem GRÜNEN Oberbürgermeister regierte Stadt Freiburg ruht sich z. B. nicht auf dem bisher Erreichten aus. Obwohl Freiburg einen mehr als doppelt so hohen Radverkehrsanteil (ca. 30 %) wie Braunschweig hat, will es sich noch weiter verbessern und hat sich deshalb (erfolgreich) für das Bundesprogramm zur Radverkehrsförderung beworben. In Braunschweig dagegen tut der CDU-Verwaltungschef so, als sei bereits alles paletti und als gäbe es überhaupt keinen Nachholbedarf. Nur: Welchen Sinn würde dann die Durchführung der – von uns sehr begrüßten und mit auf den Weg gebrachten! – Kampagne „Kopf an: Motor aus“ machen?“
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