Neuer Schutzstatus für das Mascheroder und Rautheimer Holz
– 07.01.2019 – Bei der letzten Ratssitzung am 18.12.2018 wurde auch die Verordnung über das Naturschutzgebiet „Mascheroder und Rautheimer Holz“ in der Stadt Braunschweig (TOP 22) beschlossen. Unsere Grüne Ratsfrau Beate Gries hat dazu folgenden engagierten Redebeitrag gehalten:
(Anrede)
„Sie wohnen vielleicht in einem schönen Haus – mit Garten – oder in einer hübschen Wohnung, in der Sie sich wohl fühlen.
Wie wäre das aber, wenn ständig fremde Leute durch Ihr Wohnzimmer laufen – und gucken.
Ist Ihr Zuhause etwas, was Ihnen Heimat gibt und Geborgenheit und Sicherheit?
Der Wald ist auch so ein Ort.
Der Wald, das ist das Wohnzimmer der Tiere und Pflanzen.
Sie kennen sicher auch die Schilder:
„Lieber Wanderer! Hier ist die Kinderstube des Wildes. Nimm Deinen Hund an die Leine und bleib auf den Wegen.“

Die Kinder des Wildes wohnen hier also… Diese Schilder haben mich – schon als Kind – schwer beeindruckt. Und es hat mich Achtung gelehrt – und Respekt vor den Bedürfnissen anderer. – Egal ob Menschen oder Tiere.
Das Mascheroder Holz soll nun unter besonderen Schutz gestellt werden, weil es streng geschützte oder sogar vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Neben den großen Nationalparken tragen auch kleinere Flächen zur Erhaltung der Biodiversität in Deutschland bei. Und da haben wir in Niedersachsen noch Nachholbedarf. Sagt jedenfalls die EU… (Das haben wir heute schon gehört.) Da kann Braunschweig sich nicht rausziehen.
Dem Schutz der Natur kommt in solchen Gebieten jedenfalls Vorrangfunktion zu. – Darum heißen die so. – Und da sind wir beim Streitthema der vorausgegangenen Kontroversen: Vorrang.
Bei der Unter-Schutz-Stellung geht es nicht um den Nutzungswert, für diese oder jene Gruppe. Es geht ausschließlich um die Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit – und der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes –
von der Funktionsfähigkeit der Natur hängt nun mal unser Überleben ab… Jedenfalls wenn man das Ganze einmal bis zu Ende denkt.
Die Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es unstrittig, das Gemeinwohl zu organisieren – und nicht Aufgabe, Klientelpolitik für diesen oder jenen zu machen.
Und ja! In einem Naturschutzgebiet wird natürlich versucht, menschliche Einflüsse einzuschränken.
Und im Wald geht es eben genau um die Baumarten und Tiere, die die Natur für ein biologisches Gleichgewicht braucht, mit einem „wachsen, werden und vergehen“, um wieder neues Leben hervorzubringen.
Es geht eben nicht um die Baumarten, die sich zu einem guten Preis als Möbelholz vermarkten lassen. So sehr wir das Ansinnen z. B. der Forstgemeinschaft Rautheim nachvollziehen können.
Und im Angesicht des um sich greifenden Artenschwundes – erwähnt wurden heute schon die Insekten. Es geht bei der Maßnahme, die wir heute ergreifen, um spätere Generationen, die die Welt nicht nur noch durch eine „Virtual-Reality-Brille“ anschauen möchten, wenn es solche Gebiete nicht mehr gibt.
Der hier vorliegende Walderlass ist nun eine abgemilderte Form eines Naturschutzgebietes. Damit ist die Verwaltung vor allem den Kritikern sehr weit entgegengekommen. Das Mascheroder Holz wird in großen Teilen weiter zugänglich sein, aber die Tiere und Pflanzen erhalten das Recht auf eine gewisse Privatsphäre. – Vor allem, die die zu den besonders geschützten oder bedrohten Arten zählen.
Und noch eines:
Auch ich als stadtbekannte Kämpferin für die Rechte von Tieren bin in diesem Fall ausdrücklich dafür: Die Hunde müssen hier an die Leine.
Grundsätzlich!
Das ist im Nationalpark Harz genauso – da gibt es den sog. „Hundewald“ – da kann sich Ihr Hund vorher richtig austoben und danach geht er gern bei Fuß an der Leine – auf den freigegebenen Wegen.
Mit der heutigen Unterschutzstellung des Mascheroder Holzes wird jedenfalls die Symbiose aus Pflanzen- und Tierarten, aus Boden, Wasser und Luft, erhalten und weiter gefördert.
Wir begrüßen die Vorlage der Stadtverwaltung ausdrücklich, auch wenn wir uns noch mehr für die Biodiversität gewünscht hätten.
Wir stimmen der Vorlage gern zu.“
—————————————————————————————————————————
Beschlusstext (ohne Begründung):
„Die ergänzte beigefügte Verordnung über das Naturschutzgebiet „Mascheroder- und Rautheimer Holz“ in der Stadt Braunschweig (NSG BR 153) wird in der anliegenden Form beschlossen.
Gleichzeitig wird die derzeit geltende Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Mascheroder-, Rautheimer- und Salzdahlumer Holz“ in den Landkreisen Braunschweig und Wolfenbüttel vom 17. September 1969 im Geltungsbereich der Stadt Braunschweig aufgehoben.“
Abstimmungsergebnis (am 18.12.2018):
Bei 3 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen beschlossen – d. h. alle Fraktionen (außer der AfD) haben zugstimmt: SPD, CDU, Grüne, BIBS, Linke, FDP und P².
Braunschweig hat damit nun 4 Naturschutzgebiete: Riddagshausen, die Okeraue, das Lammer Holz und jetzt auch das Mascheroder / Rautheimer Holz. Aus Grüner Sicht eine sehr erfreuliche Entwicklung!
Weitere Infos:
- Pressemitteilung der Stadt Braunschweig (Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer) „Mascheroder und Rautheimer Holz sollen Naturschutzgebiet werden“ (Verteiler 22.11.2018 / Online 23.11.2018)
- Stellungnahme des Grünen Landtagsabgeordneten Christian Meyer zur mangelnden Umsetzung von EU-Naturschutzvorgaben in Niedersachsen… (23.11.2018)
- Artikel von Andrea Maestro in der Tageszeitung (Taz) „Versäumnis beim Naturschutz – Trödeln wird für Deutschland teuer“ (14.12.2018)
- Pressemitteilung des SPD-Landesumweltministers Olaf Lies „Natura 2000: Land macht Tempo – Ausweisung von Schutzgebieten nimmt Fahrt auf…“ (27.12.2018)
- Artikel von Cornelia Steiner in der Braunschweiger Zeitung (BZ) „Braunschweigs viertes Naturschutzgebiet“ (Online 06.01.2019 / Print 07.01.2019)
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
im Rat der Stadt Braunschweig
Rathaus, Zi. A 1.60/61
38100 Braunschweig
Tel.: 05 31/470-32 98
Fax: 05 31/470-29 83
E-mail: gruene.ratsfraktion(at)braunschweig.de
Internet: http://www.gruene-braunschweig-ratsfraktion.de
Artikel kommentieren