Schoduvel gesichert: Rat erhöht Zuwendung für Braunschweiger Karneval

Robert Glogowski / Redebeitrag zur Ratssitzung am 19.12.2023 in der Stadthalle BS (Copyright: Stadt BS)

Redebeitrag von Robert Glogowski (19. Dezember)


Auf Antrag der 3 großen Fraktionen – SPD, GRÜNE und CDU – hat der Rat der Stadt Braunschweig am 19.12.2023 beschlossen, dem Komitee Braunschweiger Karneval zur Förderung der Karnevalsaktivitäten eine um 10.900 Euro erhöhte Zuwendung zu gewähren. Für diese überplanmäßige Aufwendung soll die sogenannte „Deckungsreserve zur Flexibilisierung der Bewirtschaftung für Aufwendungen im Ergebnishaushalt“ in Anspruch genommen werden. Der Antrag 23-22678 „Zustimmung zu überplanmäßigen Aufwendungen für Karnevalsaktivitäten“ wurde bei der letzten Ratssitzung mit überwältigender Mehrheit beschlossen (bei lediglich einer Gegenstimme und einer Enthaltung).


Wir dokumentieren hier den Redebeitrag unseres Ratsherrn Robert Glogowski:

„Durchlauchter Vorsitzender, geehrte Hoheiten der Verwaltung, äußerst geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Rat,

in unserer Region schlagen zwei Herzen, Karneval und Eintracht. Zumindest kann man sich nachhaltig unbeliebt machen, wenn man bei uns über eines davon schlecht redet. Zu viele Menschen sind damit emotional verbunden und leben es leidenschaftlich. 

Ich wurde gebeten, eine lustige karnevalistische Rede zu halten, passend zum Karnevalsthema. Ich habe auch meine Kappe mitgebracht, setze sie aber nicht auf. Denn ich stehe nicht in der Bütt, sondern vor dem Rat und es geht auch nicht um den Sitzungskarneval, sondern um den Straßenkarneval, um den Schoduvel in Braunschweig.

Es geht um die größte Veranstaltung, die wir jedes Jahr in unserer Region feiern: Mit über 200.000 Besuchern, 20.000 Karnevalisten in der Region und ca. 8.000 Akteuren im Zug.

Der Karneval berührt im Rat der Stadt insbesondere die Bereiche: Sport, Kultur und Wirtschaft.

Der Braunschweiger Karneval ist über tausend Jahre alt, älter als der Kölner. Der Kölner Karneval basiert auf der Kaufmannschaft und den mächtigen Handwerkern in den Fädeln. 1870 wurde der Karneval in Köln mit einem Komitee neu geordnet. Heute ist der Kölner Karneval essentieller Bestandteil der Identität der Stadt Köln und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

In Braunschweig wurde der Karneval in den 1980er Jahre neu geordnet. Auch mit einem Komitee. Hier basiert der Karneval auf dem starken Schützenwesen und den karnevalistischen Gesellschaften. 

Der Braunschweiger Bürger an sich ist bescheiden, aber doch seiner Bedeutung voll und ganz bewusst! In nur wenigen Jahrzehnten wurde hier in Braunschweig einer der größten und schönsten Karnevalszüge in ganz Deutschland geschaffen, der live im Fernsehen übertragen wird.

Also Karnevalszug können wir gut! Doch dann kam der Terror nach Braunschweig. Zum Glück nur ein Fehlalarm. Seitdem ist ein Sicherheitskonzept für jeden Karnevalszug notwendig. Dieses Sicherheitskonzept wird jedes Jahr für die Braunschweiger Innenstadt für über 200.000 Menschen im Wesentlichen von einer Person im Komitee Braunschweiger Karneval erstellt, zusammen mit den Zuständigen in der Stadt. 

Zuerst für die Terrorgefahr, dann kamen die Corona-Hygieneregeln, dann kamen noch wir mit Vorgaben für Mobilität und Barrierefreiheit, dann die neue Zugstrecke, weil die Stadthalle geschlossen ist und nun wieder Terror. Jedes Jahr neue Herausforderungen. Und dabei will man eigentlich einen der schönsten Karnevalszüge Deutschlands organisieren.

Wenn man bedenkt, was hier geleistet wird, dann ist es überraschend, das erstmals 10.000 Euro in der Finanzierung fehlen. Wir werden uns in den nächsten Jahren stärkere Gedanken machen müssen, wie wir den Karneval unterstützen können beim Thema Sicherheitskonzept und auch bei der Vermarktung. Denn die Stadt Braunschweig hat den größten Nutzen von diesem Karnevalszug auf Bundesliga-Niveau.

Das geht auch an den Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI) und den Arbeitsausschuss Tourismus Braunschweig (ATB): Warum müssen 200.000 Besucher immer noch Getränke und Essen mitbringen? Wieso stehen kleine Mäuse stundenlang in der Kälte? In der Innenstadt gibt es kaum offene Restaurants und Attraktionen, wo sie mal warm werden können. 

Und warum gibt es kein wirtschaftliches Konzept für das Feiern am Karnevalswochenende? Wisst Ihr, dass in Braunschweig nach dem Schoduvel ab 18:00 Uhr das Feiern auf der Straße verboten ist? Dann kommt die Polizei mit Blaulicht.

Braunschweig hat einen der schönsten Karnevalszüge Deutschlands und nutzt ihn wirtschaftlich nicht. Dass wir mit Auflagen und Sparmaßnahmen nun eine Fehldeckung von 10.000 Euro erzeugt haben, sollte von uns auch wieder ausgeglichen werden.

Und für die nächsten Jahre sollte die Stadt den Aktiven im Karneval stärker zur Seite stehen.

Brunswiek helau!“


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