Rot-Grünes Pilotprojekt für mehr Waldschutz ist gestartet

Detlef Kühn (SPD) und Rochus Jonas (Grüne) im Querumer Forst (12. Februar 2025)

Mit jeder Geburt eines Kindes in Braunschweig wird ein weiteres Stück des Querumer Forsts zum geschützten Naturwald

Mit dem Beschluss des Doppelhaushalts 2025/2026 hat der Rat der Stadt Braunschweig auch den Weg für ein bisher in Braunschweig einzigartiges Projekt freigemacht: Auf Initiative der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen soll der Querumer Forst mittelfristig zu einem dauerhaft geschützten Naturwald werden. Anlässlich eines Ortstermins am Mittwoch, 12. Februar haben die Ratsherren Detlef Kühn (SPD) und Rochus Jonas (Grüne) die Hintergründe zu diesem Pilotprojekt vorgestellt.


Die Idee ist so einfach wie überzeugend: „Aktuell wird der Querumer Forst, der sich im Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) befindet, forstwirtschaftlich genutzt – es werden also weiter Bäume gefällt. Dies soll zukünftig unterbleiben, indem die Stadt auf Basis des Ratsbeschlusses nach und nach Flächen aus der Nutzung herauskauft“, erläutert Detlef Kühn (Vorlage 24-24723). Der Clou: „Pro neugeborenem Kind in Braunschweig werden ab sofort zehn Quadratmeter Waldfläche durch die Stadt erworben und damit dauerhaft vor einer weiteren Abholzung bewahrt.“ Insgesamt 25 Hektar Fläche des Querumer Forsts sollen so nach und nach von einem Wirtschaftswald in einen Naturwald werden, sprich nach Grundbucheintrag dauerhaft vor einer weiteren Bewirtschaftung geschützt sein. Entsprechende Finanzmittel haben die Fraktionen von SPD und Grünen im Haushalt hinterlegt. „Dass mit jeder Geburt eines Kindes ein weiteres Stück Braunschweiger Natur geschützt werden kann, schafft eine besonders außergewöhnliche Form der Identifikation“, freut sich Kühn über das gelungene Konzept.


Rochus Jonas unterstreicht die wissenschaftliche Bedeutung des Projekts: „Das Pilotprojekt ist nicht nur ein symbolischer Beitrag zum Waldschutz, sondern eine dringend notwendige Maßnahme zur ökologischen Stabilisierung unserer Wälder. Die alarmierenden Ergebnisse der jüngsten Bundeswaldinventur zeigen, dass in Deutschland nur noch einer von fünf Bäumen gesund ist. Die Konsequenzen für den CO₂-Kreislauf und die Biodiversität sind dramatisch. Wälder sind nicht nur CO₂-Speicher, sondern essenziell für unser gesamtes Ökosystem.“ Jonas verweist in diesem Zusammenhang auf das niedersächsische Programm „Natürliche Waldentwicklung Niedersachsen“ (NWE 10), das vorsieht, zehn Prozent der Landeswaldfläche der natürlichen Entwicklung zu überlassen. „Der Schutz der Biodiversität und die Anpassung an den Klimawandel erfordern neue Konzepte in der Waldbewirtschaftung. Das Naturwaldprojekt im Querumer Forst ist daher ein wichtiger erster Schritt für Braunschweig, um dieses Ziel zu unterstützen. Durch die Entnahme von insgesamt 37 Hektar aus der forstwirtschaftlichen Nutzung schaffen wir einen Raum für natürliche Waldentwicklung – mit langfristig positiven Effekten für Klima, Artenvielfalt und Naherholung.“


Entsprechend haben SPD und Grüne auch beantragt, nach der vollständigen Unterschutzstellung des Querumer Forsts durch die Stadt prüfen zu lassen, ob zusätzlich weitere Waldflächen der SBK für ein vergleichbares Programm in Frage kommen könnten: „Der Anfang ist gemacht! Am Querumer Forst wird ein Naturwald entstehen, der Generationen von Braunschweigerinnen und Braunschweigern begleiten wird. Das ist ein gutes Gefühl“, resümieren Jonas und Kühn abschließend.

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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Sixtus,

    vielen Dank für Ihren Kommentar – auch kritische Hinweise sind für uns hilfreich!

    Barbara Schulze
    (Fraktionsreferentin)

  2. Im Prinzip ein tolles Projekt. Aber anscheinend hat es dazu geführt, daß noch schnell vor der – auf längere Sicht geplanten – Unterschutzstellung eine sehr große Anzahl von Bäumen im Querumer Forst gefällt wurden! Die Harvester haben etliche Schneisen gewalzt, dort iszt der Waldboden auf unabsehbare Zeit stark beeinträchtigt. Es befremdet mich sehr, daß in Ihrem Artikel darauf mit keinem Wort eingegangen wird, es sei denn, daß es als Maßnahme der Anpassung an den Klimawandel verkauft wird! Darüber geschrieben wurde und wird aber kein Wort, jedenfalls habe ich bislang nichts gelesen. Die strahlenden Gesichter der Herren Kühn und Jonas, die eigentlich den Zustand des Waldes hätten sehen müssen, erscheinen mir doch eher unangemessen.
    Claus Sixtus