Protestaktion am Flughafen Waggum

Protestierten gemeinsam: BI Flughafen & GRÜNE Ratsfraktion
Protestierten gemeinsam: BI Flughafen & GRÜNE Ratsfraktion

Jubel auf der einen, Trauer auf der anderen Seite: Wenn es um die Start- und Landebahn-verlängerung am Flughafen in Waggum (offizieller Titel: „Flughafen Braunschweig-Wolfsburg“) geht, sind die Meinungen extrem geteilt. Die Einladung zur offiziellen Einweihungsfeier der Flughafen-GmbH mit Prominenz aus Wirtschaft und Politik am 29. August 2011 (Montag) hatten wir GRÜNEN ausgeschlagen. Grund dafür war unser jahrelanger Kampf gegen den Flughafen-Ausbau und gegen die damit einhergehende Zerstörung des Querumer Forstes. Stattdessen nahm unsere Ratsfraktion (Dr. Elke Flake, Burkhard Plinke, Cornelia Rohse-Paul, Frank Gundel, Horst-Dieter Steinert, Volker Schmidt, Barbara Schulze, Dr. Sven Wöhler) an der Demonstration der Bürgerinitiative Flughafen teil.

Uta Ernst (BI Flughafen & GRÜNE Bezirksratskandidatin)
Uta Ernst (BI Flughafen & GRÜNE Bezirksratskandidatin)

Diese Demonstration wurde von unserem Ratsherrn und Bezirksratskandidaten Frank Gundel (Hondelage) sowie unserer Bezirksratskandidatin Uta Ernst (Hondelage) organisiert und startete gegen 14.00 Uhr vor dem Flughafen-Gebäude. Zur gleichen Zeit und am gleichen Ort hatte auch die Bürgerinitiative Waggum (unterstützt von der BIBS) eine Protestaktion angemeldet. Von Seiten der GRÜNEN waren außer den Mitgliedern der Ratsfraktion noch einige Parteimitglieder vor Ort, darunter unser Kreisvorstandssprecher Gerald Heere, unsere Ratskandidatin Susanne Schmedt sowie unsere Bezirksratskandidatin Kristine Schmieding. Insgesamt hatten sich ca. 30-40 Menschen versammelt.

 

 

Frank Gundel (BI Flughafen & GRÜNER Ratsherr)
Frank Gundel (BI Flughafen & GRÜNER Ratsherr)

Pünktlich zum Demobeginn setzte starker Regen in Form einer wahren Sintflut ein – ein Zeichen für den Unmut der himmlischen Mächte angesichts des Umweltfrevels im Namen von Forschung und Wirtschaft? Während die Gegner/innen der Ausbaumaßnahme vollkommen durchnässt vor dem Flughafen-Gebäude demonstrierten, saßen die Befürworter/innen jedenfalls gut gelaunt im aufgebauten Festzelt, genossen ihren Triumph über die „Ökospinner“ und redeten dabei auch schon mal Tacheles:

„Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann holte sich den Auftrag direkt beim damaligen VW-Boss und heutigen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ab: „Wissen’s was? Ma-chen’s fertig.“ Hoffmann erzählt diese Geschichte vor ein paar hundert Leuten im Zelt am Forschungsflughafen, und er macht gar nicht den Eindruck, dass er sich für diesen Auftrag sonderlich schämt. „Wir haben es geschafft!“, meldet er dem direkt vor ihm in der ersten Reihe sitzenden VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn Vollzug.“ (siehe Braunschweiger Zeitung vom 30.08.2011, Seite 3 – „Wir haben es geschafft!“)

GRÜNER Protest vor dem Flughafen-Gebäude
GRÜNER Protest vor dem Flughafen-Gebäude

Zur Erinnerung: Vor der Flughafen-Osterweiterung hatte es immerzu geheißen, die Start- und Landebahnverlängerung diene vor allem der Forschung, also den zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen im Umfeld des Flughafens. Kritiker/innen hatten von Anfang an darauf verwiesen, dass der Hauptnutznießer der Ausbaumaßnahme vor allem der VW-Konzern sei. Erst jetzt, da alles gelaufen ist, gestehen die Verantwortlichen erstmals auch öffentlich ein, dass es vor allem um Nonstop-Flüge über den Atlantik für das global agierende VW-Management geht. Kein Wunder, dass viele Bürger/innen wütend und empört sind. Dies konnte man auch den Schildern der Demonstrierenden entnehmen:

„Siegesfeier über Bürger + Umwelt“, „Trauerfeier für Querumer Forst“, „Hier geht’s zur Trauerfeier…“, „Forscht VW Nachts??“, „Bürgernähe?? Nicht hier!“, „VW: Bequemlichkeit vor Nachhaltigkeit“.

Horst-Dieter Steinert (BI Kralenriede & GRÜNER Ratsherr)
Horst-Dieter Steinert (BI Kralenriede & GRÜNER Ratsherr)

Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass für die Start- und Landebahnverlängerung am Flughafen Waggum im Querumer Forst Zehntausende z. T. sehr alte und wertvolle Bäume abgeholzt oder gekappt und insgesamt 40 Millionen Euro an Steuergeldern verschwendet wurden – rund 10 Millionen Euro werden durch die Stadt Braunschweig finanziert, knapp 19 Millionen Euro durch das Land Niedersachsen. Und dabei reiht sich die Flughafen-Osterweiterung in eine lange Liste überflüssiger Prestigeprojekte im Bereich der kleinen Regionalflughäfen in Deutschland ein.

Zur Berichterstattung der Braunschweiger Zeitung vom 30. August 2011 über die Jubelfeier mit Ministerpräsident David McAllister (CDU) & Co. erreichte uns folgender Leserbrief von Klaus John:

„Geh, hol’s Stöckchen!“

Zig Hektar Bäume wurden gefällt, fast 40 Millionen Steuergelder versenkt, Folgekosten unbekannt. Alles für den Ausbau eines weiteren Provinz-Flughafens und 2000 angebliche, neue Arbeitsplätze, die laut McAllister schon entstanden sind. So oder ähnlich in Dutzenden anderer Städte schon gehört, weitere Diskussion also müßig? Nein, denn die wichtigste Frage droht im Glückseligkeitswahn der sich feiernden Herrenriege aus Politik und Wirtschaft völlig unterzugehen. Was ist das eigentlich für ein Politikverständnis, wenn mit teils falschen Angaben zum Zweck des Ausbaus sicher gestellt wird, dass sich der größte regionale Arbeitgeber mit öffentlichen Mitteln einen firmengerechten Flughafen herrichten lassen kann?

In der zweiseitigen städtischen Presseinformation zum Thema (29.08.2011) sucht man vergeblich den Namen VW; da werden viele Gründe für den Ausbau genannt – nur nicht der wahre. Den gab OB Hoffmann erst im Rahmen der Feier am Flughafen preis. Der Herr Piëch habe ihm halt aufgetragen: „Wissen’s was? Machen’s fertig.“ Und dann hat er’s halt fertig gemacht und meldet nun dem neuen Chef, Herrn Winterkorn, Vollzug. Man hatte ja bei anderen Projekten der letzten Jahre schon den Eindruck, dass ihr Ursprung eher in solchen informellen Bündeleien zwischen Wirtschaft und Politik zu suchen war als im Rat. So viel Offenheit hinsichtlich der Auftraggeber der Politik überrascht dann aber doch. Die Wirtschaft befiehlt, die Politik macht Männchen, die Demokratie kommt auf den Hund. Geh, hol’s Stöckchen!“

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Entnimm Weiteres bitte der Datenschutzerklärung.