
Eine Persönlichkeitstafel zum Gedenken an den Schulbuchforscher und Historiker Prof. Georg Eckert (geb. 14. August 1912 in Berlin, gest. 7. Januar 1974 in Braunschweig) ist seit dem 19. Oktober 2012 im Eingangsbereich des „Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung“ (GEI) an der Celler Straße / Ecke Freisestraße zu sehen. Enthüllt wurde diese Persönlichkeitstafel von Bürgermeisterin Cornelia Rohse-Paul (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Simone Lässig (GEI) und Karin Heidemann-Thien (Bürgerstiftung Braunschweig). Es ist die 40. Tafel, die von der Stadt Braunschweig und der Bürgerstiftung für bedeutende Persönlichkeiten der Braunschweiger Stadtgeschichte aufgestellt wird. Dies gab die Stadtverwaltung am selben Tag in einer Pressemeldung bekannt.
Dort heißt es weiter:
„Die Persönlichkeitstafel ist ein Beitrag der Stadt Braunschweig zur Würdigung Eckerts aus Anlass seines 100. Geburtstages in diesem Jahr. Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung „Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik: Georg Eckert (1912-1974)“ nahmen an der feierlichen Enthüllung teil.
Cornelia Rohse-Paul, Bürgermeisterin der Stadt Braunschweig, würdigte die Bedeutung des Begründers des Instituts. Professor Eckert sei es zu verdanken, dass mit diesem Institut das Bildungs- und Kulturgefüge der Stadt Braunschweig nachhaltig geprägt wurde. Das Institut sei weit über die Grenzen Braunschweigs bekannt, international angesehen und respektiert. „Prof. Eckert hat nachhaltig und weit über Braunschweig hinaus zur internationalen Völkerverständigung beigetragen. Ihm verdanken wir wesentliche Impulse für die noch heute tragenden partnerschaftlichen Beziehungen wie z. B. zu unserer Partnerstadt Bandung in Indonesien und die hervorragenden Beziehungen zu unserem Nachbarn Polen“.
Prof. Simone Lässig, Direktorin des Instituts, unterstrich die Verbindung der heutigen Forschung mit Georg Eckert: „Internationale Schulbuchforschung und die damit verbundene Versöhnungs- und Aufklärungsarbeit war nicht sein [Georg Eckert] einziges, aber ein sehr wichtiges Tätigkeitsfeld – das zeigt auch die Tafel. Wir sind stolz darauf, mit unserer Arbeit an diese Tradition anzuknüpfen und dies jetzt auch nach außen hin dokumentieren zu können.“
Karin Heidemann-Thien, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Braunschweig, freute sich über die Bereicherung des dynamischen Projektes mit dieser Ehrentafel: „Die beeindruckende Anzahl bedeutender Persönlichkeiten, die in Braunschweig gelebt und gewirkt haben, möchten wir im Stadtbild und für die Menschen beim Gang durch die Stadt erlebbar machen. Alle, die dieses Jubiläumsprojekt unterstützen, können gewiss sein: Georg Eckert wird in Braunschweig und auch darüber hinaus unvergessen bleiben.“
Zur Person Georg Eckert:
Der Schulbuchforscher Georg Eckert wurde 1912 in Berlin als Sohn einer aus Russland stammenden Mutter und des Redakteurs Georg Eckert geboren. Er wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf und engagierte sich bereits als Jugendlicher in einer Schülerorganisation der SPD. 1931 legte Eckert die Reifeprüfung ab, trat in die SPD ein und begann im selben Jahr ein Studium der Volks- und Völkerkunde, Geschichte, Geographie und Germanistik in Berlin.
1935 wechselte er seinen Studienort und ging nach Bonn. Im gleichen Jahr promovierte Eckert mit einer Arbeit im Fach Ethnologie über Mikronesien. 1936 legte er das erste Staatsexamen ab, zwei Jahre später, nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Berlin, das zweite. Mit Billigung seiner Parteifreunde von der inzwischen verbotenen SPD trat er 1937 in die NSDAP ein, war aber weiterhin im Untergrund aktiv. 1939 heiratete er in Berlin Maria Magda Lauffs.
Nach Kriegsausbruch musste Eckert zunächst seine wissenschaftliche Arbeit unterbrechen. 1940 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und ein Jahr später nach Saloniki, heute Thessaloniki, versetzt. Als Leiter der dortigen Wetterstation war er für die deutschen Besatzer tätig, aber zugleich im griechischen Widerstand aktiv. 1944 setzte sich Georg Eckert maßgeblich für einen gewaltlosen Abzug der deutschen Truppen aus der griechischen Stadt ein. Einen Heimaturlaub im Jahr 1943 nutzte er, um sich im Fach Ethnologie zu habilitieren.
Ab 1946 war er an der „Hochschule für Lehrerbildung – Kant-Hochschule“, der späteren Pädagogischen Hochschule in Braunschweig, als Dozent beschäftigt. Von 1952 bis zu seinem Tod 1974 war er dort als Ordentlicher Professor tätig.
Er engagierte sich für den Aufbau einer wissenschaftlich orientierten Lehrerbildung und erarbeitete neue Lehrpläne für den Geschichtsunterricht, die sich an sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Ansätzen orientierten. 1949/50 begründete er die „Zeitschrift für Ethnologie“, 1951 rief er mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft das „Internationale Institut für Schulbuchverbesserung“ ins Leben, aus dem sich das „Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung“ entwickelte, das er bis zu seinem Tod leitete. Durch die Arbeit des Instituts und die Organisation zahlreicher internationaler Schulbuchkonferenzen trug er maßgeblich zur Völkerverständigung bei.
1959 war er Mitglied der Kommission zur Vorbereitung des Godesberger Programms der SPD. Ab 1961 übernahm er die Tätigkeit des Schriftleiters des im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichten „Archivs für Sozialgeschichte“. 1964 wurde er Präsident der deutschen Kommission der UNESCO, deren Mitglied er seit 1949 war.
Eckerts wissenschaftliche Publikationen konzentrierten sich zunächst auf das Fach Ethnologie. Ab Mitte der 50er Jahre veröffentlichte er zunehmend auch als Historiker, vornehmlich zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. ür seine Lebensleistung erhielt er 1972 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik. Sein Nachlass befindet sich heute im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.
Weitere Hintergrundinformationen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Interesse las ich soeben Ihren Text über Georg Eckert, über den ich derzeit eine Biographie vorbereite. Erlauben Sie mir daher, Sie auf einige Fehler aufmerksam zu machen.
1. Eckert wechselte nicht 1935, sonder 1933 von Berlin nach Bonn.
2. Er hat die „Zeitschrift für Ethnologie“ nicht begründet, sondern nach dem Krieg wieder begründet. Die Zeitschrift existiert seit 1869!
3. Eckert war nicht Schriftleiter des „Archivs für Sozialgeschichte“, sondern hat die Zeitschrift in Zusammenarbeit mit der Friedrich Ebert Stiftung gegründet und war bis zu seinem Tode im Jahr 1974 Herausgeber (bis 1969 alleiniger).
4. Der Nachlass ist zweigeteilt; neben dem Bonner Teil befindet sich ein weiterer Teil im Staatsarchiv Wolfenbüttel.
Ich würde mich freuen, wenn Sie die Korrekturen in den Text übernehmen würden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Heike Christina Mätzing
TU Braunschweig
Historisches Seminar
Bienroder Weg 97
38106 Braunschweig