Offener Brief an Unternehmer Friedrich Knapp

Wolfram Pehlke
Wolfram Pehlke

Schreiben des Grünen Vorstandssprechers vom 19.12.2014:

An die NEW YORKER GmbH & Co. KG, Hansestraße 48, 38112 Braunschweig

„Sehr geehrter Herr Knapp, sehr geehrter Herr Krecklenberg,

wir haben uns sehr gefreut, zu erfahren, dass Sie bzw. die Firma New Yorker S.H.K. Jeans GmbH, der Stadt Braunschweig eine Großspende über eine Million Euro zur Bekämpfung der Armut von Kindern in Braunschweig hat zukommen lassen. Wir gehen davon aus, dass die Stadt mit diesem Geld sinnvolle Maßnahmen zur nachhaltigen Unterstützung von Familien und vor allem von Kindern in Not finanziert. Ohne Frage sehen wir auch den dringenden Bedarf für mehr Maßnahmen in diesem Sektor als bisher ergriffen werden, vertreten politisch allerdings die Auffassung, dass die Verhinderung von Kinderarmut in einer Gesellschaft wie der unseren nicht abhängig sein darf von der Großzügigkeit einzelner wohlhabender Bürger oder von erfolgreich arbeitenden Unternehmen, sondern als eine selbstverständliche Pflichtaufgabe des Staates aus Steuereinnahmen zu finanzieren ist.

Neben unserer Freude, zu sehen, dass Sie sich selbst dem Wohlergehen von Kindern in Armut verpflichtet fühlen, gibt es jedoch auch weitergehende Diskussionen in unserer Partei (wie auch in der Stadt), die aus dem Wunsch nach einer globalen Gerechtigkeit heraus die Frage aufwerfen, auf welche Weise und zu welchen Bedingungen unsere „Wohlstandsprodukte“ eigentlich entstehen. Natürlich sind uns – wie sicher auch Ihnen – Berichte über Textilfabriken in Ländern wie Bangladesh bekannt, aus denen hervorgeht, dass dort Kinderarbeit, extrem geringe Löhne, aber auch schlechte oder gar gefährliche räumliche Arbeitsbedingungen keine Seltenheit sind.

Sicher ist auch Ihnen die Forderung nach einer Unterzeichnung des „Bündnis für nachhaltige Textilien“ oder zumindest des BSCI-Abkommens ebenfalls nicht verborgen geblieben. Leider berichten die Medien, dass die Firma New Yorker nicht zu den Unterzeichnern dieser Selbstverpflichtung für bestimmte Mindeststandards gehört. Wir übersehen dabei nicht, dass etliche Konkurrenzbetriebe aus dem Bereich der Bekleidungsproduktion sich mit diesen Unterzeichnungen ebenfalls schwer tun, würden uns aber natürlich freuen, wenn gerade Ihre Firma hier mit leuchtendem Beispiel voranginge.

Der derzeitige Sachverhalt scheint aus unserer Sicht zunächst widerprüchlich und wir wenden uns deshalb an Sie direkt mit der Bitte, uns doch darüber aufzuklären, unter welchen Bedingungen, in welchen Ländern und welchen Betrieben die Produkte der Firma New Yorker hergestellt werden. Wir sind uns sicher, dass Ihr soziales Engagement angesichts Ihrer weltweiten Aktivitäten nicht an den Grenzen der Stadt Braunschweig endet und wären deshalb für eine Antwort dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfram Pehlke“

Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich-Wilhelm-Str. 47, 38100 Braunschweig

Tel.: 05 31 / 1 64 00, Fax: 05 31 / 12 56 64, E-Mail: buendnis-gruen.bs@t-online.de

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