Am 12.02.2020 erreichte uns folgende Presseanfrage des Onlinemediums Regional Heute:
Am gestrigen Dienstag gab eine 95-jährige Braunschweigerin freiwillig ihren Führerschein bei der Verkehrswacht ab. Dafür hat sie einen 100 Euro-Taxigutschein bekommen. Dies warf die Frage auf, ob es nicht sinnvoller wäre Rentnern, die ihren Führerschein freiwillig abgegeben haben, die kostenlose Fahrt mit dem ÖPNV zu ermöglichen. Sehen Sie es als sinnvoll an, ab einem gewissen Alter den Führerschein abzugeben? Wäre die Lösung mit dem ÖPNV denkbar? Wo würden die Schwierigkeiten bei der Umsetzung liegen?

Unsere Ratsfrau und Fraktionsvorsitzende Dr. Elke Flake hat diese Fragen am 19.02.2020 folgendermaßen beantwortet:
Frage 1: Sehen Sie es als sinnvoll an, ab einem gewissen Alter den Führerschein abzugeben?
Antwort 1: Das Alter ist bei der möglichen Abgabe des eigenen Führerscheins nicht das ausschlaggebende Kriterium. Wichtiger ist doch die Frage, ob die jeweilige Person ihr Fahrzeug und die geltenden Verkehrsregeln noch sicher beherrscht. Ältere Menschen reagieren zwar in der Regel deutlich langsamer als jüngere. Dafür neigen jüngere Menschen – insbesondere männlichen Geschlechts – eher zu überhöhter Geschwindigkeit und riskantem Verhalten im Straßenverkehr. Wenn ein Autofahrer im fortgeschrittenen Alter realisiert, dass er aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr in der Lage ist, seinen PKW sicher zu steuern, dann sollte er seinen Führerschein tatsächlich abgeben oder nicht mehr benutzen. (Dasselbe gilt natürlich für Autofahrerinnen.)
Frage 2: Wäre die Lösung mit dem ÖPNV denkbar?
Antwort 2: Denkbar wäre die Lösung schon – es gibt allerdings jetzt schon deutliche Ermäßigungen für ältere Menschen (Seniorenticket) und Menschen mit geringem Einkommen (BS-Mobil-Ticket), die diesen Zielgruppen eine kostengünstige ÖPNV-Nutzung ermöglichen. Wobei ältere Menschen nicht per se zu den unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen gehören, denen finanziell unter die Arme gegriffen werden muss. Die Hürden beim Umstieg vom privaten PKW auf öffentliche Busse und Bahnen sind eher psychologischer und technischer Art. Psychologisch, weil der Abschied von der gewohnten Mobilitätsform oftmals als schmerzlicher Verzicht oder Verlust persönlicher Freiheit erlebt wird. Technisch, weil der ÖPNV – auch in unserer Stadt und Region – immer noch nicht völlig barrierefrei ist, obwohl sich hier mittlerweile schon viel getan hat. Der ÖPNV könnte aber in mancher Hinsicht noch seniorenfreundlicher gestaltet werden, z. B. durch eine bessere Ausstattung und Vertaktung der Busse und Bahnen.
(Hinweis dazu: Alle Busse in der Region sind bereits barrierefrei, die Stadtbahn wird es bis zum Sommer sein. Denkbar wären aber z. B. größere Flächen zum Abstellen von Rollatoren und Rollstühlen.)
Frage 3: Wo würden die Schwierigkeiten bei der Umsetzung liegen?
Antwort 3: Wenn man die Lösung für sinnvoll hielte, wäre die praktische Umsetzung für die Stadtverwaltung und die Verkehrs-GmbH sicherlich kein Problem. Möglich wäre z. B. eine Anlehnung an das BS-Mobil-Ticket, d. h. die Aufnahme der Rentner/innen ohne Führerschein in den Kreis der Berechtigten. Wobei diese Regelung dann aus Gerechtigkeitsgründen auch für Menschen im Ruhestand gelten müsste, die nie einen Führerschein besessen haben. Eine gute Alternative zur dauerhaften Kostenfreiheit bei Abgabe des Führerscheins wäre eine (einmalige) kostenlose Monatskarte bzw. ein (einmaliges) kostenloses „Schnupperticket“. Finanzielle Anreize könnte man perspektivisch auch durch ein 30 Euro-Ticket für Seniorinnen und Senioren setzen, das wäre dann aber auch ein Thema für den Regionalverband Großraum Braunschweig.
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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