Kein Grund zum Feiern: 5 Jahre ECE-„Schloss“

Aktion "Goldenes Kalb" vor dem Kaufschloss 2007
Aktion "Goldenes Kalb" vor dem Kaufschloss 2007

Auf Anfrage der Neuen Braunschweiger haben wir am letzten Mittwoch (25.04.2012) folgendes Statement zum 5-jährigen „Schloss-Jubiläum“, das am kommenden Sonntag (06.05.2012) auf Betreiben des Oberbürgermeisters ganz groß gefeiert werden soll, abgegeben: 

„Gemeinsam mit den Schlossparkfreunden und vielen anderen haben wir GRÜNEN bekanntlich lange und intensiv gegen das ECE-Einkaufszentrum gekämpft. 30.000 Bürgerinnen und Bürger hätten den Schlosspark lieber erhalten anstatt ihn abzuholzen und komplett mit einer Shoppingmall zu überbauen. Aufgrund der damaligen politischen Gegebenheiten (also der Einstimmen-Ratsmehrheit von CDU und FDP) war der vielfältige bunte und fantasievolle Widerstand leider vergeblich.

Nach fünf Jahren haben wir uns an den Anblick des Kaufhauses mit Schlossfassade einigermaßen gewöhnt. Anders als der Oberbürgermeister sehen wir allerdings keinen Grund für irgendwelche übertriebenen Feierlichkeiten. Wie zu erwarten, verbreitet Herr Dr. Hoffmann anlässlich des ECE-Jubiläums einmal mehr das Propaganda-Märchen vom wiedererrichteten „Residenzschloss“ (siehe hierzu die aktuelle Pressemitteilung vom 24.04.2012). Damit wird er allerdings weder die überregionale Presse noch die kritischen Fachleute überzeugen. Bekanntlich ist die architektonische Mogelpackung in unserer Innenstadt bundesweit auf ein negatives Echo gestoßen (einige ausgewählte Zitate dazu finden Sie unten).

Vorne hui - hinten (und seitlich) pfui: Die sog. "Schloss-Arkaden"
Vorne hui - hinten (und seitlich) pfui: Die sog. "Schloss-Arkaden"

Zur Bündelung der städtischen Kultureinrichtungen im Kaufschloss sei uns noch folgender Hinweis gestattet: Während diese früher in öffentlichen Gebäuden untergebracht waren, zahlt die Stadt heute jährlich über eine Million Euro für die angemieteten Räumlichkeiten. Darüber hinaus war der Umzug an den Bohlweg nicht für alle Kultureinrichtungen von Vorteil. Das Kulturinstitut z. B. war in der historisch und architektonisch wertvollen „Brücke“ am Steintorwall deutlich besser beheimatet als heute im ECE-Center.“

Barbara Schulze (Fraktionsgeschäftsführerin)

Zitate aus der überregionalen Presse:

  • ZEIT (2005): „Doppelalbtraum, der gerade Braunschweig heimsucht – eine Schlossrekonstruktions-Shopping-Mall“ – „Vorhaben, das in seiner Ästhetik grotesker kaum sein könnte“
  • Welt am Sonntag (2006): „Ein potemkinsches Objekt, das eigentlich nach Disneyland gehört.“ – „Außen eine preiswert nachempfundene Fassade des Braunschweiger Schlosses, innen Shoppingcenter nach Standardmaß.“
  • Tagesspiegel (2007):„Das Beispiel Braunschweig zeigt, dass vielen Schlossfreunden die Errichtung einer Fassade als Identitätsangebot genügt – egal, was sich dahinter verbirgt.“ – „Herausgekommen ist der architektonische Zusammenprall zweier Welten, die trotz des von der Kommune durchgesetzten Wettbewerbs nicht miteinander harmonieren.“ – „Kann Berlin von Braunschweig lernen? Man wird wohl sagen müssen: höchstens als abschreckendes Beispiel.“

    Barbara Schulze (Fraktionsgeschäftsführerin)
    Barbara Schulze (Fraktionsgeschäftsführerin)

Zusätzlich zu dieser offiziellen Stellungnahme für die Neue Braunschweiger hat unsere Fraktionsgeschäftsführerin Barbara Schulze am heutigen Mittwoch (02.05.2012) auf Anfrage der Braunschweiger Zeitung folgenden persönlichen Kommentar abgeben: 

„Nach fünf Jahren habe ich mich an den grotesken Anblick der Shoppingmall mit Schlossfassade einigermaßen gewöhnt. Dem Propaganda-Märchen vom wiedererrichteten „Residenzschloss“ werde ich jedoch niemals auf den Leim gehen. Für mich ist und bleibt das ECE-Center eine architektonische Mogelpackung und ein Symbol für die fragwürdige Stadtpolitik des amtierenden Oberbürgermeisters, der sich hier einmal mehr als Erfüllungsgehilfe von Honoratioren und Investoren betätigt hat. Weil Richard Borek und Alexander Otto es so wollten, wurde der Schlosspark gegen den Widerstand zigtausender Braunschweiger/innen und ohne Bürgerbefragung oder –entscheid zerstört. Echte Demokratie geht anders, Herr Dr. Hoffmann!“

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Ein Kommentar

  1. Ich persönlich bin 1987 aus Braunschweig weg und habe vieles von Außerhalb gehört und mitbekommen. Aber was mich wirklich erschrocken hat das der Citypoint (ehemaliges Hertie Einkaufshaus) potente Mieter verloren hat und ziemlich an Kaufkraft und Attraktivität versiegt ist. Da werden Projekte aus dem Boden gestampft und andere gehen wirtschaftlich sehr schlechten Zeiten entgehen. Ich stelle mir gerade die vielen Kleinaktionäre vor – wie diese Projekte hochangepriesen von Banken und Grossinvestoren jetzt mit hohen Verluste leben müssen. Wo sind eigentlich die alten Hochglanzprospekte vom Citypoint. Ich persönlich finde es traurig das es immer wieder zu solchen wirtschaftlichen Exzessen kommt. Persönlich finde ich das Prinzip Großbanken die laut ihrer Präambel nur an exzessive Gewinnmaximierung denkt sehr grenzwertig. Wann werden wir es endlich begreifen das man Geld nicht essen kann – wann !