In Braunschweig gibt es bereits insgesamt 27 städtische Ganztagsschulen, 9 davon im Grundschulbereich. Vor kurzem sind die Grundschulen Diesterwegstraße, Heinrichstraße und Klint hinzugekommen, demnächst wird es auch an der Grundschule Heidberg einen Ganztagsbetrieb geben. Auch die Grundschulen Rühme und Gartenstadt haben für das Schuljahr 2010/2011 die Umwandlung in eine Offene Ganztagsschule (OGS) nach dem „Braunschweiger Modell“ (das von den GRÜNEN mitentwickelt wurde) beantragt. Die Verwaltung will diese Anträge trotz des erwiesenen Bedarfs derzeit nicht bewilligen, sondern zurückstellen. Damit sind jedoch weder die betroffenen Stadtbezirksräte (322 Veltenhof-Rühme und 310 Westliches Ringgebiet) noch die Ratsopposition (SPD, GRÜNE, LINKE) einverstanden. Denn sowohl die Grundschule in Rühme als auch die Grundschule in der Gartenstadt haben nach Auswertung der Sozialindikatoren des Fachbereichs 51 Kinder, Jugend und Familie beim Ausbau der Offenen Ganztagsschulen Priorität. Aus diesem Grund sollte die Umwandlung beider Grundschulen in eine OGS vorrangig realisiert und finanziert werden.
Mit Empörung hat die jugendpolitische Sprecherin der GRÜNEN Ratsfraktion Dr. Elke Flake (Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses) daher auf einen Antrag von CDU und FDP reagiert, in dem die Umwandlung nur der Grundschule Rühme (nicht der Grundschule Gartenstadt!) in eine Offene Ganztagsgrundschule gefordert wird, ohne dafür zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch der Jugendhilfeausschuss hat am 4. November 2009 sichtlich erschüttert auf diesen Antrag reagiert und ihn mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.
„Der Ausbau weiterer offener Ganztagsgrundschulen und Schulkindbetreuungsangebote steht für uns weit oben in der Priorität. Wir unterstützen deshalb die Anträge der Grundschulen in Rühme und der Gartenstadt“, stellt Dr. Flake fest. „Aber das darf keinesfalls zu Lasten der Qualität der bestehenden Ganztagsgrundschulen gehen“.
Die Schulen arbeiten alle nach dem sogenannten „Braunschweiger Modell“ in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Trägern der Jugendhilfe und werden durch die Jugendhilfe mit finanziert. Der CDU/FDP-Antrag hätte zur Folge, dass die laufenden Personalkosten für eine neue Offene Ganztagsgrundschule in Rühme aus dem Etat der bisherigen Ganztagsgrundschulen zu finanzieren wären. „Im Klartext bedeutet dies eine Kürzung der Zuschüsse für die bereits bestehenden Ganztagsgrundschulen um etwa 6 % und damit eine entsprechende Verminderung der Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote“, sagt Dr. Elke Flake.
„‘Masse statt Klasse‘ darf nicht die Parole der Zukunft sein“, so Dr. Flake weiter. „Angesichts der offensichtlichen Bildungs- und Betreuungsmisere darf weder am Ausbau noch an der Qualität gespart werden. Alles andere würde sich demnächst bitter rächen. Die Stadt Braunschweig hat mit dem ‘Braunschweiger Modell‘ den Schulen und den beteiligten Freien Trägern eine Unterstützung gegeben, auf die sie sich verlassen können müssen. Ich möchte es nicht erleben, dass der Ruf nach ergänzenden Horten zu den Ganztagsgrundschulen demnächst wieder laut wird, weil die Schulen den Qualitätsansprüchen nicht gerecht werden können. Dann wäre das Modell Ganztagsgrundschule gescheitert und das können wir uns nicht leisten.“
Anmerkung: Die Umsetzung des CDU/FDP-Antrags würde die zweite Kürzung des „Braunschweiger Modells“ innerhalb der letzten zwei Jahre bedeuten. Die erste Kürzung wurde noch von den an den Ganztagsgrundschulen beteiligten Trägern mitgetragen, da sie sich solidarisch mit den Forderungen der anderen Stadtteile zeigten. Ein zweites Mal wird das aber nicht möglich sein, ohne die Qualität deutlich zu gefährden.
Hinweis: Der Rat der Stadt Braunschweig wird sich in seiner Sitzung am 17. November 2009 mit dem genannten Thema abschließend befassen.
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