Zur umstrittenen Förderung von Schiefergas mit Hochdruck und Chemikalien hat uns vor kurzem ein Leserbrief unseres langjährigen Ratsherrn Dr. Richard Goedeke (Mitbegründer der Braunschweiger Grünen) erreicht. Weil das Thema Erdgas-Fracking viele Menschen in unserer Stadt und Region interessiert und derzeit (z. B. in der Braunschweiger Zeitung) breit diskutiert wird, veröffentlichen wir hier den Wortlaut dieses Leserbriefs:
„Die aktuelle Diskussion um Förderung von im Boden in Schiefern oder Sanden vorhandenem Öl und Gas greift reichlich kurz. Klar ist, dass Fracking oder Fracturing die betroffenen Schichten nachhaltig vergiftet. Die wasserführenden Schichten im Untergrund sind entsprechend den gar nicht bis in jedes Detail bekannten geologischen Lagerungsverhältnissen sehr komplex, und auch wenn sie aktuell ohne Zusammenhänge mit aktuell genutzten Schichten sein sollten, dann wäre alles ganz anders, sobald man andere Grundwasserstockwerke anbohrt um sie z. B. als Trinkwasser zu nutzen. Da wird also was von künftigen Handlungsmöglichkeiten auf Dauer zerstört.
Wer wie Herr Altmaier (Bundesumweltminister, CDU) meint, man könne ja die Trinkwasserschutzgebiete von Genehmigungen ausnehmen, der ist entweder ahnungslos oder er will Sand in die Augen streuen. Davon abgesehen, warum soll denn das im Boden vorhandene Öl und Gas überhaupt jetzt und gleich ausgebeutet werden, wo wir doch massenhaft regenerative Energie verfügbar haben? Das Fracking könnte ja noch genutzt werden, wenn die Sonne ausgebrannt ist – aber bis dahin sind noch ein halbes Dutzend Milliarden Jahre Zeit!“
Zum selben Thema siehe auch folgende Meldung:
- „Erdgas-Fracking: Grüne kommentieren Experten-Anhörung“ vom 06.07.2012
Das Märchen vom billigem Gas
Die Freunde des Fracking in Deutschland versprechen das goldene Energiezeitalter. Doch die angebliche Energierevolution ist nicht mehr als ein Strohfeuer und ökologisch ebenso fragwürdig wie ökonomisch. Fracking hat in den USA seit Jahren den Gasmarkt auf den niedrigsten Preis gebracht. Der Gaspreis sank in wenigen Jahren um 80%. Doch die angebliche Energierevolution hat sich mehr als ein Strohfeuer bewiesen. Die Gasblase droht schon bald zu platzen.Denn die beschworene“Schiefergas-Wende“ ist nicht nachhaltig-weder ökologisch noch ökonomisch. Das diese Technik seit ca 2006 vermehrt angewendet wird,hat ganz andere Gründe. Erst die hohen Gaspreise in den USA und im Rest der Welt stiegen seit 2006 die Erdöl-und gaspreise in schwindelerregender Höhe. Erst diese hohen Gaspreise machten die unkonventionelle und teure Fördermethode wie das Fracking rentabel. Und eine fundamentale Änderung im US-Umweltrecht hat den Einsatz in großen tiefen und mit giftigen Fracking-Chemikalien erst ermöglicht. Fast alle Gasproduzenten in den USA schreiben mittlerweile beim Fracking verluste. Dass sie dennoch daran festhalten,hat einen ganz einfachen Grund: Ohne die gewaltigen Schiefergasvorkommen in ihren Büchern würden die Aktienkurse von Schell,Exxon und Co abstürzen lassen. Denn für den Wert eines Öl-und Gasunternehmens sind seine Öl-und Gas-Reserven besonders wichtig. Was bleibt,sind zerstörte Landschaften und gigantische ökologische Zeitbomben im Untergrund. Noch können wir es verhindern.