Antworten unseres Kandidaten Holger Herlitschke auf die Fragen des MTV Braunschweig zur Wahl des Oberbürgermeisters:
1. Warum möchten Sie Oberbürgermeister von Braunschweig werden?
Ich möchte daran mitwirken, die Stadt Braunschweig zu einer modernen Großstadt weiterzuentwickeln, die sich den unterschiedlichsten Herausforderungen z. B. in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Bildung, Soziales, Verkehr, Wohnraumentwicklung und kommunaler Energiewende stellt. Als Oberbürgermeister und Verwaltungschef möchte ich diese Herausforderungen annehmen und im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern bewältigen. Kurz gesagt lautet mein Ziel: Ein für die Menschen attraktives und zukunftsfähiges Braunschweig im Zentrum der Region!
2. Da wir ein Sportverein sind, möchten wir gerne wissen, welchen Sport Sie treiben und ob dazu im Moment überhaupt die Zeit bleibt?
Ich schwimme gerne, fahre gelegentlich Rad und trainiere regelmäßig meine Fitness. Wie Sie richtig vermuten, ist die Zeit dafür momentan leider ziemlich knapp bemessen. In der heißen Phase des Wahlkampfes (nach den Osterferien) wird es wohl mit der sportlichen Betätigung noch schwieriger werden. Manchmal kann man aber auch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Wir planen gerade die eine oder andere politische Radtour mit mir als OB-Kandidaten.
3. Der MTV ist mit rund 6.000 Mitgliedern eine bedeutende Institution für Braunschweig. Welchen Wert hat der Vereinssport für unsere Stadt? Unterteilen Sie Ihre Antwort bitte in die Bereiche Breitensport, Leistungssport und Gesundheitssport.
Der Vereinssport mit seinen rund 56.000 Mitgliedern im Stadtsportbund hat natürlich einen hohen Wert für die Stadt. Ehrenamtliche und zum Teil bezahlte Mitarbeiter/innen in den Vereinen organisieren sportliche Aktivitäten und schaffen damit Verbindungen von Menschen in dieser Stadt, also Gemeinschaften. Innerhalb dieser Gemeinschaften fühlen sich viele Bürger/innen gut aufgehoben, finden eine sinnvolle Betätigung in ihrer Freizeit und sorgen für ihre Gesundheit. Dabei ist es uns weniger wichtig, ob für die Sportler/innen die Spitzenleistung und der Erfolg oder eher die nicht wettkampforientierte sportliche Betätigung im Vordergrund stehen oder ob der Sport präventiv oder als Rehabilitation nach Erkrankungen betrieben wird. Viel wesentlicher ist uns beim Vereinssport das Engagement für Kinder und Jugendliche, die hier in Gruppen angeleitet werden, sich an Regeln zu halten, gute Leistungen anderer fair anzuerkennen, ihre individuellen Möglichkeiten im Wettbewerb mit anderen zu steigern und auszuschöpfen, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinschaftlich zu agieren. Der Sportverein ist ein geradezu ideales Übungsfeld für soziales Verhalten.
4. Welche Rolle spielt der MTV in Braunschweig?
Was für eine Frage! Dem MTV gehören über 10 % aller Sportvereinsmitglieder in Braunschweig an und mit seiner langen Tradition ist er natürlich ein außergewöhnlich bedeutender Verein in der Stadt. Das riesige Sportangebot, die professionelle Führung des Vereins, das soziale Engagement, all das macht den MTV zu einem überaus kompetenten Akteur und Partner in der Stadtpolitik – nicht nur in Fragen des Sports – und so würde ich gerne auch als Oberbürgermeister weiterhin mit ihm zusammenarbeiten.
5. Wie möchten Sie den Sport als Oberbürgermeister fördern?
Der Sport hat in der Braunschweiger Politik bereits einen sehr hohen Stellenwert und die Stadt stellt seit vielen Jahren hohe Geldbeträge aus dem Haushalt für die Förderung des Sports bereit. Neben der notwendigen Bereitstellung und vor allem guter Unterhaltung von Sportstätten (Hallen, Sportanlagen) würde ich den Förderschwerpunkt gerne mehr zu Gunsten der Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen verschieben. Hier müssen die Vereine noch von Betriebskosten entlastet werden, auch um die Qualität der Betreuung weiter verbessern zu können. Mehr als bisher möchte ich auch den Schulsport in den Blick nehmen, der bisher eher untergeordnet „irgendwie“ funktioniert. Da der Sport- und Schwimmunterricht an den Schulen alle Kinder erreicht, kommt ihm eine besondere Bedeutung bei der Vermittlung sportlicher Fähigkeiten und dem gesundheitsfördernden Umgang mit dem eigenen Körper zu. Dafür brauchen wir in Braunschweig besser ausgestattete Schulsporthallen, aber auch Außenanlagen.
Darüber hinaus ist festzustellen, dass sich erfreulich viele Menschen unabhängig von Organisationen z. B. per Rad, joggend oder schwimmend im Alltag sportlich betätigen. Die Infrastruktur für diese Aktivitäten – Radverkehrsanlagen, Wege in Parks und Landschaft, Schwimmbäder – möchte ich bewusst und gezielt verbessern.
6. Was verändert sich in Braunschweig mit Ihnen als Oberbürgermeister?
Zum einen wird es mit mir einen neuen Stil der „Politik auf Augenhöhe“ geben. Anders als der bisherige Amtsinhaber werde ich versuchen, möglichst alle Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen, d. h. von meinen politischen Vorschlägen zu überzeugen. Politik ist schließlich kein Selbstzweck, sondern sollte stets die Menschen im Blick haben, in deren Namen sie gemacht wird. Zu diesem neuen Politikstil gehört für mich auch eine stärkere Sachbezogenheit von kommunalen Entscheidungen. Ich halte viel von fundierten Grundlagen, z. B. von den bereits auf den Weg gebrachten Konzepten und Plänen für den Stadtbahnausbau, die Sport- und die Schulentwicklung. Alle diese Bausteine sollen schließlich in eine integrierte Stadtentwicklung münden. Inhaltlich stehen für mich insbesondere die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum und der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ganz oben auf der Agenda.
7. Wir kooperieren mit mehreren Schulen. Welche Rolle sehen Sie für außerschulische Bildungsträger wie den MTV im Ganztagsbetrieb der Schulen?
Ich freue mich, dass der MTV in der Lage ist, sein Sportangebot auch für die Betreuungszeiten an Schulen zur Verfügung zu stellen. Es wird wohl ein unvermeidbarer Weg sein, dass Sport- und andere Vereine hier mit Verantwortung übernehmen. Meines Erachtens darf dies aber nur gegen entsprechende Vergütung durch die Schulen genutzt werden, weil es sich hier um eine Pflichtaufgabe des Landes handelt. Stellenweise wird es sicher Synergieeffekte geben, wenn Übungsleiter/innen ihre Teilzeitbeschäftigung beim Verein mit Übungsstunden an Schulen aufstocken können. Allerdings ist der Schulsport – auch als AG – eigentlich keine Aufgabe für Sportvereine, die ja grundsätzlich so organisiert sind, dass der Übungsbetrieb von der Gemeinschaft der Vereinsmitglieder finanziert und auch genutzt wird.
8. Wo treffen wir Sie in Ihrer Freizeit?
Spaßeshalber könnte ich antworten: „Welche Freizeit?“ Aber mal im Ernst: In meiner Freizeit können Sie mich z. B. „beim Italiener“ / in einem guten Ristorante treffen. Zudem bin ich sehr an der örtlichen Kulturszene interessiert. Wenn es sich zeitlich einrichten lässt, finden Sie mich daher auch im Theater, im LOT, in der Brunsviga oder in anderen Kultureinrichtungen, um dort ein gutes Konzert o. ä. zu sehen und zu hören. Treffen können Sie mich während meiner Freizeit auch im Rathaus, da ich mich momentan dort noch ehrenamtlich engagiere. Nicht ohne Grund werden Ratsmitglieder auch als „Freizeitpolitiker“ und Stadträte als „Feierabendparlamente“ bezeichnet… Den Urlaub verbringe ich im Übrigen sehr gerne und oft in Schottland, wo ich dann u. a. auch Nachschub fürs heimische Whisky-Regal erwerben kann.
9. Was können der Sport und insbesondere der MTV als größter Braunschweiger Sportverein zu einer gelingenden Bürgergesellschaft in Braunschweig beitragen?
Der MTV und die Sportvereine sind schon jetzt wichtige Bestandteile einer „gelingenden Bürgergesellschaft“, weil sich dort Bürger/innen für die Gemeinschaft engagieren, Verantwortung übernehmen, miteinander kommunizieren, interne und öffentliche Veranstaltungen organisieren und damit einen wesentlichen Teil des gesellschaftlichen Lebens in Braunschweig demokratisch gestalten. Mit dem Sport wird zugleich die wichtige Aufgabe der Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Stellung erfüllt und die Vermittlung von gesellschaftlichen Spielregeln geleistet. Insofern kann ich nur sagen: Weiter so!
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