An der Anti-Atom-Demonstration am Sonnabend in Berlin beteiligten sich über 50.000 Menschen und damit so viele, wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Die atomkritische Bewegung hat damit ein deutliches Signal gegen die weitere Nutzung der Atomkraft gesetzt. Die Demo richtete sich dabei insbesondere auch gegen die schwarz-gelben Pläne, nach der Bundestagswahl die Laufzeiten der AKW’s zu verlängern. Schon vergangene Woche hatten sich wendländische Bauern mit ihren Traktoren auf den Weg gemacht und im Rahmen des Anti-Atom-Trecks auch in Braunschweig vorbeigesehen (siehe Bericht vom 31.8.). Der Trecker-Zug mit über 350 Fahrzeugen machte schließlich Halt auf der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor, wo auch die Demonstration enden sollte.

Wie schon bei den vergangenen Anti-Atom-Aktionen in Gorleben oder der Lichterkette war der GRÜNE Kreisverband Braunschweig wieder gut vertreten und hatte sich auch an der Mobilisierung und Vorbereitung beteiligt. Gemeinsam mit anderen atomkritischen Initiativen konnten so aus Braunschweig drei Busse gefüllt werden. Mit nach Berlin fuhren unter anderem Jutta Plinke (Mitglied im Grünen Kreisvorstand), die sich auch stark im Braunschweiger Organisationskomitee für den Treck und die Demo engagiert hatte, sowie der GRÜNE Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Holger Herlitschke, KV-Vorstandssprecher Gerald Heere und der Braunschweiger Bundestagskandidat Helmut Blöcker.

Dass die Demo wirklich groß werden würde, ließen schon die Schlangen zu den Sanitäranlagen auf den Rastplätzen vor Berlin und auf dem Berliner Hauptbahnhof erwarten. Entsprechend überfüllt war dann auch der Vorplatz zum Bahnhof, auf dem die Demo beginnen sollte. Ein großer Pulk an GRÜNEN Fahnen, Transparenten und Schildern zeigten dort schon eine gute Beteiligung der Öko-Partei – nach inoffiziellen Zahlen waren etwa 5000 GRÜNE nach Berlin gekommen, darunter der Parteivorstand und die SpitzenkandidatInnen.

Viel wichtiger aber war noch, dass sehr viele unabhängige Initiativen, Delegationen der Solarwirtschaft, Nichtregierungsorganisationen sowie unendlich viele normale BürgerInnen mitliefen und damit deutlich machten, dass der Atomausstieg nicht nur ein parteipolitisches Thema ist, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft Verankerung findet.
Endlich in Gang gekommen zog sich der Demozug über mehrere Kilometer hin. Als die letzten Demonstranten die Brücke vor dem Hauptbahnhof verließen, näherten sich die ersten schon dem Brandenburger Tor. Zwischendrin mehrere Aktionswagen, die mit viel Musik ordentlich Stimmung machten. Entsprechend gelöst war die Atmosphäre – das Polizeiaufgebot, das die Strecke säumte, hatte einen ruhigen Nachmittag. Vor (und hinter) dem Brandenburger Tor, dann eine richtig engagierte Kundgebung, auf der es vor allem die unabhängigen Initiativen waren, die die Ablehnung der Atomkraft noch einmal inhaltlich begründeten: Atomkraft ist unsicher, erzeugt Müll, der mehrere tausend Jahre strahlt, die Entsorgung ist nicht gelöst und die weitere Förderung dieser Dinosauriertechnologie behindert den Ausbau regenerativer Energieerzeugung für die Zukunft. Und auch hier war zu dem ernsten Hintergrund ein bisschen Partystimmung erlaubt, die die Berliner Kultband „Ohrbooten“ mit kritischen Texten anheizte. Ein rundum gelungener Tag.